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Coming-out bzw. Comingout[1](von eng. coming out,  „herauskommen“, sinngemäß gemeint: „absichtliches, bewusstes Öffentlichmachen“[1]) bezeichnet zumeist den (individuellen) Prozess, sich seiner eigenen Sexualität oder seiner Geschlechtsidentität bewusst zu werden und zu akzeptieren – und dies dem näheren familiären und sozialen Umfeld mitzuteilen.

Überwindung von Vorurteilen als Vorbedingung eig. Akzeptanz[]

Verbreitete Vorurteile als Selbstblockade[]

Bei einem Teil der homosexuellen Menschen spielen, abhängig vom Kulturkreis und dem eigenen familiären und sozialen Umfeld, (gesellschaftliche) Vorurteile eine erhebliche hemmende Rolle im Prozess des Sich-selbst-Eingestehens und positiven Annehmens der eigenen sexuellen Orientierung – also des inneren Coming-out. Das Überwiegen eines heteronormativen Welt- und Familienbilds – etwa die „Papa-Mama-Kind“-Konstellation als gesellschaftliche Norm – in den meisten heutigen Gesellschaften macht den Homosexuellen fast automatisch zum Außenseiter, üblicherweise auch in der Selbstwahrnehmung.

Viele Homosexuelle akzeptieren zumindest in ihrer Jugend, teilweise auch lebenslang, das von der Gesellschaft vorgegebene Bild des „Unnatürlichen“, „Unnormalen“ oder gar „abartig Veranlagten“ und können sich nie ganz von diesen Vorurteilen frei machen. Dies kann bis hin zur jahrelangen Verleugnung der eigenen Sexualität und zum Eingehen von heterosexuellen Partnerschaften führen, um nach außen und vor sich selbst das Bild des gesellschaftlich Akzeptierten und Normalen aufrechtzuerhalten – das bedeutet, wegen des fehlenden inneren Coming-out kommt es auch nicht zum äußeren Coming-out. Diese Verdrängungsstrategie führt jedoch regelmäßig nicht zum gewünschten „Erfolg“, sondern eher zu instabilen Paarbeziehungen, dauerhaftem Unglück, psychischen Krisen oder einem Doppelleben.

Coming-out Begriffe[]

Gay flag

Homosexuellen- und LGBTQIA*Flagge

Inneres Coming-out[]

Das innere Coming-out ist eine Phase, in der man sich eingesteht LGBTQIA+/queer ist.

Äußeres Coming-out[]

Das äußere Coming-out knüpft an das innere Coming-out an, da man sich nach außen hin bei anderen outet.

Mikro-Coming-out[]

Angelehnt an Mikroaggression ist ein Mikro-Coming-out ein indirektes Coming-out, das nicht dadurch entsteht, dass jemand das Thema explizit anspricht, sondern in einer gesellschaftlichen Situation quasi dazu gezwungen ist, sich durch eigentlich normale Aussage oder Handlung dadurch zu outen, einfach von der heteronormativen Norm abweichen. Häufig werden selbst Mikro-Coming-outs bereits im Zusammenhang mit Aussagen wie "die müssen uns ja nicht alles so direkt aufs Brot schmieren". Das kann das Foto eines Partners auf dem Schreibtisch im Büro sein oder auch einfach, wenn man erzählt, was man am Wochenende mit seiner Partnerperson unternommen hat.

Literatur[]

  • Silvy Pommerenke: Küsse in Pink. Das lesbische Coming-out-Buch. Verlag Krug & Schadenberg, ISBN 978-3-930041-62-6.
  • Sonja Schock: Und dann kamst du – und ich liebte eine Frau. Verlag Krug & Schadenberg, ISBN 978-3-930041-12-1.
  • Ellen Bass, Kate Kaufman: Wir lieben, wen wir wollen: Selbsthilfe für lesbische, schwule und bisexuelle JugendlicheISBN 3-929823-62-4.
  • Thomas Grossmann: Schwul, na und? Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-19109-1.
  • Pia Werner, Barbara Wörmann: Jane liebt Julia: das Coming-out-Buch. Droemer Knaur, ISBN 3-426-77449-6.
  • Rolf Winiarski: Coming-out total. Der Ratgeber für ein selbstbewusstes Leben. Gmünder, ISBN 3-86187-323-0.
  • Dorit Zinn: Mein Sohn liebt Männer.ISBN 3-596-11260-5.
    Türkische Übersetzung: Oğlum erkekleri seviyor, ISBN 975-7836-10-9.
  • Meike Watzlawik, Friederike Wenner: … und ich dachte, du bist schwanger! – Frauen erzählen ihr Coming-out. ISBN 3-932855-06-X.
  • Kathrin Passig, Ira Strübel: Die Wahl der Qual. Rowohlt-Verlag 2004, ISBN 3-499-61692-0.
  • Kurt Wiesendanger: Vertieftes Coming-out. Schwules Selbstbewusstsein jenseits von Hedonismus und Depression. Vandenhoeck & Ruprecht, 2005, ISBN 3-525-46232-8.
  • Bärbel Schomers: Coming-out - Queere Identitäten zwischen Diskriminierung und Emanzipation. Budrich Unipress Ltd., Opladen, Berlin, Toronto 2018, ISBN 978-3-86388-789-6, eISBN 978-3-86388-358-4.

Einzelnachweise[]

  1. 1,0 1,1 Duden