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Bitches von gestern[]

Nach einem misslungenen, mehrtägigen Ausflug in die bunte Welt der LGBTQ*, saß der Schmerz tief. Normalerweise stehe ich über solchen Dingen, aber mein Ego war wirklich stark angkratzt, nachdem ich an einem verlängertem Wochenende mit über 7.500 anderen Menschen komplett ungeküsst geblieben bin.
Mittlerweile war ich 7 Monate Single und Alex gab die Hoffnung mit mir nicht auf und so führte er mich wenige Monate später in unsere Hauptstadt nach Berlin. Während viele die vielen Menschen und den ganzen Trubel total schätzen und sich kein anderes Leben vorstellen können, bin ich als kleiner Bauernjunge immer damit beschäftigt, mich möglichst unfallfrei und konfliktarm durch Großstädte zu bewegen.
Es half alles nichts, ich hatte Alex zugesagt und musste schon damit Leben in einem anderen Hotel untergebracht zu werden, weil das eigentliche Hotel bereits ausgebucht war und so dachte ich noch während der Autofahrt daran, diesen Trip wieder abzusagen, ehe er überhaupt begonnen hatte. Doch ich wollte herausfinden, ob ich endlich meinem eigenen Tief entkommen war und so zog ich es durch.
Dank Navi fand ich das Hotel problemlos und Alex erwartete mich bereits in der Lobby. Nachdem ich schnell mein Zimmer bezogen hatte, nahm mich Alex auch schon mit in sein Hotel. Dort sollte ich meine anderen Mitstreiter für dieses Wochenende kennenlernen. Natürlich waren das wieder andere Menschen, als vor 2 Monaten in Hannover, aber da musste ich wohl durch.

Da Alex sehr gern und auch viel reist, ist er in diversen Hotelketten Stammgast und verfügt über mehrere Gold- und Platinmitgliedschaften von denen auch die Gäste des Karteninhabers profitieren dürfen.
Zwei S-Bahn-Stationen später fand ich mich also vor der Unterkunft meiner Mitreisenden wieder und wir betraten den Fahrstuhl.
Nachdem der Knopf für die VIP-Lounge mit seiner Platinkarte entsperrt wurde, surrten wir in das Dachgeschoss des Hotels und genossen kostenfreie Snacks und Getränke. Da das Hotel ebenfalls über einen Pool und eine Saunalandschaft verfügte und ich bereits von Alex informiert wurde, dass die Anderen gern die Sauna testen wollten, hatte ich meine Badesachen eingepackt.
Da Saunieren aber nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt, zog ich immer wieder ein paar Bahnen im Schwimmbecken, plantschte mutterseelenallein vor mich hin und entspannte mich im blubbernden Whirlpool.

Die Zeit verging und irgendwann war ich nicht mehr ganz allein, weil sich eine zweite Person mit in den Whirlpool setzte. Da das Sprudelbad bestimmt für 10 Personen ausgelegt war, störte es mich aber nicht. Ich folgte meiner Routine, nach einer kurzen Auszeit im Blubberbad, wieder ein paar Bahnen zu schwimmen und wieder zurück in den warmen Jacuzzi zu gehen. Alles unter den wachsamen Augen des Typs, der immer noch im Whirlpool saß und sich mein Schauspiel aus einigen Metern Entfernung ansah. Nachdem ich mal wieder ein paar Bahnen geschwommen war und mich wieder zurück ins Blubberbad begab, berührte plötzlich ein Fuß den meinen und ich zog den Fuß zurück.
„Naja, kann ja mal passieren“, dachte ich mir so und hatte es nicht verstanden, dass es pure Absicht war. Ich ignorierte es, entspannte noch ein bisschen und wechselte erneut ins Schwimmerbecken, bis ich einer unbekannten Anziehungskraft nachgab und wieder zurück zum Blubberbad ging. Es dauerte nicht lange und wieder tauchte wieder der fremde Fuß auf, aber diesmal gab ich nicht nach und zog mein Bein nicht gleich wieder zurück. Ich staunte nicht schlecht, als er wenige Minuten später plötzlich abtauchte und auf meiner Seite wieder zum Vorschein kam.
Mir war heiß, verdammt heiß, nicht nur wegen der Temperaturen im Whirlpool *lach* und so entschloss ich mich nach kurzer Zeit zu einer Zimmerbesichtigung des Fremden.

Wen ich dabei aber total vergessen hatte, waren Alex und seine Bekannten in der Saunalandschaft.
Als die anderen ihren Saunagang beendet hatten, fragte sich besonders Alex, wo ich abgeblieben sei. Da wir im Bademantel mit dem Lift in den Pool- & Saunabereich gefahren waren und meine Sachen inklusive meines Handys in seinem Zimmer lagen, machte er sich kurz Sorgen um mich. Doch Gregor, einer seiner Bekannten, beruhigte ihn ziemlich schnell. Da der Ruhebereich der Sauna zum Poolbereich verglast war, sah Gregor mich und meine neue Bekanntschaft davonschlendern.
Von da an war ich nur noch das „Freche Früchtchen“ unserer Gruppe und wurde mit väterlichen Blicken beäugt, wenn meine Blicke wieder durch den Raum schweiften.

Doch der Trip sollte erst beginnen. Nachdem wir den Abend in einer Diskothek verbrachten, wo gut ein Drittel ohne Klamotten tanzte und auch andere Dinge veranstaltet wurden, brachte mich Alex zurück zu meinem Hotel und verabschiedete sich von mir mit einem Grinsen und sagte: „Schön, dass du endlich wieder da bist!“.
Da bei mir aber noch nicht ans Schlafen zu denken war, beschloss ich das Internet um Hilfe zu bitten und so dauerte es nicht lange bis die Hilfe vor dem Hotel stand.
Merkwürdigerweise wollte Mirko aber zuerst telefonieren. Kopfschüttelnd tauschten wir unsere Nummern aus und ich fragte mich, was dieses merkwürdige Verhalten bedeuten sollte. Es war 04:00 in der früh und ich hatte keine Lust auf Ausreden, sondern auf ganz andere Dinge. Während er vor dem Hotel stand und ich in meinem Zimmer saß erzählte er mir, dass er aktuell nicht so aussehen würde, wie auf den seinen Profilbildern.
Na großartig, dachte ich enttäuschend, ahnte schreckliches und in meinem Kopf startete bereits das große Kopfkino. Es ist ja nicht so, dass mir das nicht bereits passiert wäre, mit jemanden wochenlang zu schreiben und beim ersten Treffen feststellen zu müssen, das sowohl Alter, Größe, Gewicht und sogar die Nationalität eine blanke Lüge waren.
Mittlerweile war es 04:10 Uhr und ich wollte das Gespräch schon abwürgen, als Mirko mir sagte, dass er zwei Tage zuvor in einer Schlägerei verwickelt war und deshalb ein blaues, blutunterlaufendes Auge und ein paar Schmarren im Gesicht hätte.
Es war schon merkwürdig, dass ich mich freute, dass es „nur“ Verletzungen an seinem Körper waren. Puh, das wäre ja fast schief gegangen *lach* dachte ich so bei mir. Aber es sollte der Sache keinen Abbruch tun und so betrat wenige Minuten später ein sehr lädierter Mann mein Zimmer und wir ließen zusammen die Nacht ausklingen.

Da der neue Tag für mich erst beginnt, nachdem ich geschlafen habe, könnt ihr euch sicher vorstellen, wie lädiert ich am nächsten Morgen mit gerade einmal einer Stunde Schlaf aussah. Alex und die anderen Jungs erwarteten mich bereits in der Lobby, die ich völlig übermüdet und vor allem ohne vorheriges Frühstück betrat. Sie musterten mich vom schlurfenden Gang, über die müden Augen bis hin zur nicht korrekt gestylten Frisur und grinsten: „Du kleine Bitch!“.

Gnädiger Weise verschoben wir den geplanten Kulturausflug und schlenderten ein bisschen an der Spree entlang. Als Alex unterwegs den anderen von unserem letzten gemeinsamen Ausflug berichtete, konnten es die anderen nicht fassen, dass ich bei meinem letzten Ausflug mit Alex ungeküsst blieb. Nachdem Alex danach aber auch von ihrem nächtlichen Anschlussprogramm berichtete, war eins klar – wir waren gestern alle keine Kinder von Traurigkeit…

Die Welt ist ein ganz wunderbarer Ort, an dem es jeder verdient hat, glücklich zu sein – egal wonach dir gerade der Sinn steht. []

Dieser Blog wurde von mir -AML Tony- für euch verfasst.  Der Blog gehört zu meiner Blogreihe „Lebensgeschichten“ und beruht auf vielen wahren Erlebnissen. Falls euch der Beitrag gefällt, lasst gerne einen Kommentar da. Viel Spaß beim Lesen.
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